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EIN LEBEN FÜR MUSIK

Die Entwicklung der Persönlichkeit und des Schaffens war oft von Notwendigkeiten und von Einflüssen geprägt. Zunächst war eine Karriere als klassischer Pianist der Wunschtraum, wofür Talent und Fleiß reichlich vorhanden waren, nicht aber die passenden äußeren Umstände. Der Vater starb früh, die Mutter war nicht begütert und in der schweren Nachkriegszeit gab es noch keine Förderungen. Außerdem war Werner Brüggemann immer „bürgerlich“ – nie ein Aussteiger oder Revoluzzer. Daher stellte er anfangs Träume zurück und ordnete seine Arbeit den Notwendigkeiten unter.

Man findet im Schaffen Brüggemanns drei Schwerpunkte:

  • Swing und Unterhaltungsmusik, Hörspiel, Märchen- und Filmmusik, Akkordeonschul- und Konzertliteratur
  • Volkstümliche und Volksmusik, böhmische Blasmusik
  • Konzertante Blasmusik, „Ernste“ und sakarale Musik

Der erste Abschnitt begann nach dem Studium mit etwa 25 Jahren. Bei Veranstaltungen und Tourneen bekam Werner Brüggemann Kontakt zu vielen guten Interpreten und Orchestern der Volkstümlichen und der U-Musik. Aus dieser Zeit stammt ein Großteil der Akkordeonmusik, viele volkstümliche Titel, Tanzmusikompositionen, Jazz aber auch größere Konzerte für Tanzstreichorchester oder Sinfonieorchester. Brüggemann hatte die Fähigkeit, wohlklingende Harmonien zu schreiben, die sich z. T. bitonal überlagern. Im volkstümlichen Bereich war es die Spezialität Brüggemanns, Lieder, Jodler und Instrumentalthemen den Interpreten auf den Leib zu schreiben.

Ebenfalls in diese Periode fällt eine fast musikhistorische Arbeit, von der viele nichts wissen. Durch Befragen alter Mühlviertler und indem er sich vorsingen und vorspielen lies, erfuhr er viel über typische Besetzungen und Spielweisen des Mühlviertels im vorigen Jahrhundert. Mit Gründung der „Mühlviertler Musikanten“ belebte er diese Musik neu und noch heute schlummern im Archiv des Landesstudios OÖ weit über 100 Volksmusikkompositionen und Bearbeitungen traditioneller Titel (Traberger Heimweberwalzer, Klaffecker Zwifacher… ).

Der zweite Abschnitt begann intensiv am Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Werner Brüggemann „entdeckte“ für sich Blasorchester, insbesondere sinfonische Blasorchester als würdige Klangkörper, um seine Gedanken und Empfindungen mitzuteilen. Typisch für diese Zeit ist eine gewisse Art, mit Musik zu malen. Reisetagebücher führte er prinzipiell in Notenform. Zentraler Punkt jeder Arbeit sind die Themen, hörbar und erkennbar, mit Substanz, die oft gekonnt übereinandergelegt sind.

Alle Blasmusikwerke sind irgendwann aufgenommen oder aufgeführt worden. Die Fülle von Ideen und Skizzen, die noch unbearbeitet im Regal liegen, zeugen von der starken Schöpferkraft. Sie warten auf würdige Arrangeure.

Der dritte Abschnitt betrifft vor allem die letzen 6-7 Jahre des Lebens und umfaßt die sogenannte „ernste“ Musik – eine Messe, eine Passion, eine Sinfonie. Die Aufteilung in ernste und Unterhaltungsmusik nach dem Motto: drei Streicher sind ernste oder schwere Musik, eine Partitur mit 40 Stimmen für sinfonisches Blasorchester ist Unterhaltungs- oder leichte Musik hat Brüggemann nie begriffen. Er definierte Unterhaltungsmusik als eine, bei der sich der Komponist mit dem Zuhörer über seine Erlebnisse oder Gefühle unterhält.